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30 Jahre Mauerfall – Erinnerungskultur am Oswald

Am 9.11.1989 fiel der Eiserne Vorhang, der Ost und West geografisch und ideologisch voneinander trennte. Es war viel mehr als nur ein Fall einer Mauer, es war ein Sieg gegen die Unterdrückung, eine Sieg der friedlichen Revolution und der Freiheit.

In Erinnerung an diesen historischen Tag war Karl-Heinz Richter mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins im Rahmen der Erinnerungskultur am Oswald zu Gast. In zwei Veranstaltungen für die Schulöffentlichkeit sowie für Schülerinnen und Schüler, an denen insgesamt mehr als 300 Personen teilgenommen haben, schilderte Richter, der den Bau sowie den Fall der Mauer miterlebte, seine Erfahrungen mit der DDR. Richter, der 17 Jugendlichen durch spektakuläre Art und Weise zur Flucht in den Westen verhalf, es selber nicht schaffte und dadurch in die Fänge der Stasi geriet beschrieb sehr eindrucksvoll und sehr emotional, wie es sich in einer Diktatur als Systemgegner lebt.

Diese Veranstaltungen waren nicht die ersten ihrer Art. Marc-André Tews, Schulleiter des Oswalds, verwies in seiner Ansprache auf das Jahr 2010, als es bereits im Kreishaus 1 einen Tag der Erinnerungskultur zum Thema 20 Jahre Wiedervereinigung gab. „Es ist wichtig aus den Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Zeitzeugen sind daher von enormer Bedeutung und wir sind froh, dass wir Herrn Richter bereits zum zweiten Mal in Coesfeld begrüßen dürfen.“

An diesem Abend verlieh die stellvertretende Landrätin Frau Haselkamp dem Oswald eine Friedenstaube, welche die Schule gerne entgegennahm. Ina Rupprecht bedankte sich im Namen des Oswalds für diese Auszeichnung, die nun für eine bestimmte Zeit der Schule erhalten bleibt.

„Die Taube ist ein Symbol für den Frieden aber zeitgleich erinnert sie uns auch daran, dass in vielen Ländern der Welt Krieg herrscht, sich Menschen auf der Flucht befinden und wir uns glücklich schätzen können in einer friedvollen Demokratie leben zu dürfen.“ Als zertifizierte Schule für Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage sei es ein großes Anliegen die Schülerinnen und Schüler sowie die Schulöffentlichkeit dafür zu sensibilisieren, dass dieser Umstand nicht selbstverständlich ist und es sich lohnt couragiert für eine Demokratie und gegen antisemitische, rassistische  und  menschenverachtende Tendenzen einzusetzen.

Dies machte auch Karl-Heinz Richter in seinem Vortrag deutlich. Richter, der den Machenschaften des Stasi-Regimes psychisch und physisch ohnmächtig ausgesetzt war, dessen Frau man in Untersuchungshaft vergewaltigte und dessen Tochter im Alter von fünf Jahren entzogen und in einem Heim untergebracht wurde, antwortete auf die Frage einer Schülerin, ob es das alles wert gewesen sei: „ Auch wenn ich einen hohen Preis bezahlt habe, ich würde es genau so wieder tun. Es lohnt sich immer antidemokratischen Tendenzen entgegenzuwirken und in den Widerstand zu gehen. Also tut was und lasst euch eure Rechte nicht nehmen!“

Am Ende der Veranstaltungen stand ein Plädoyer für die Demokratie und die Freiheit und der Appell demokratische Werte zu schützen. Die Botschaft des Mannes, dessen Stasiakte 3500 Seiten umfasst kam an, wie Christoph Rupprecht in seinen Schlussworten resümierte: „Wir als Oswald und als SOR-SMC-Schule werden auch in Zukunft unserem demokratischen Bildungsauftrag nachkommen. Nur wer die Strukturen und Machenschaften einer Diktatur entlarvt, sich mit ihr auseinandersetzt und aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, kann Demokratie gestalten und lernt diese zu schätzen.“

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