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Hochkarätig besetzter Workshop mit Abraham Lehrer am Oswald

Der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland warnt vor extremen Tendenzen und setzt ein starkes Plädoyer für die Demokratie

Am 24.9.2021 begrüßten die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen der zweijährigen Berufsfachschule sowie der gymnasialen Oberstufe Abraham Lehrer, seines Zeichens Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, zu einem spannenden Workshop anlässlich des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ am Oswald.
Neben Abraham Lehrer hieß Schulleiter Marc-André Tews den Vertreter des Paten der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Herrn Dirk Michalowski vom VfL Bochum 1848 e.V., sowie die Leiterin des Coesfelder Stadtmuseums, Frau Dr. Kristina Sivers-Fleer, herzlich willkommen.

Lehrer, 1954 in New York City geboren, kam als Kleinkind gemeinsam mit seinen Eltern nach Deutschland, genauer gesagt nach Köln. Ein Umstand, der zur damaligen Zeit sicherlich eine Besonderheit darstellte. Seine Eltern hatten, im Gegensatz zu seinen Großeltern, das Konzentrationslager in Auschwitz überlebt, jedoch waren die Gräueltaten permanent präsent, so Lehrer. Auf die Frage, wie denn seine Kindheit gewesen sei, entgegnete Lehrer den Schülerinnen und Schülern: „Ich verbrachte eine normale Kindheit. Ich habe zwar damals schon Äußerungen über Juden gehört, konnte mir aber keinen Reim daraus machen.“ Nicht nur durch die zahlreichen ehrenamtlichen Ämter, die der selbstständige Unternehmer aus dem Rheinland bekleidet, habe er heute einen wesentlich differenzierteren Blick auf jüdisches Leben in Deutschland. 

In der 90-minütigen Veranstaltung entwickelte sich eine interessante Diskussion mit wichtigen Erkenntnissen rund um die Themen Demokratie, jüdisches Leben in Deutschland und Antisemitismus. Die Schülerinnen und Schüler, die sich im Vorfeld mit ihren Lehrerinnen Eva Schäpers und Ina Rupprecht sowie ihrem Lehrer Atilla Göknil auf diesen Austausch vorbereitet hatten, nutzten die Chance und befragten Abraham Lehrer.  Aspekte wie den da noch anstehenden Bundestagswahlen, seiner Meinung zu rechtspopulistischen Parteien, Zivilcourage, die jüngsten Angriffe auf jüdische Einrichtungen und das in Teilen antisemitische Verhalten auf sogenannten Querdenker-Demonstrationen wurden in den Fragen aufgegriffen.  Aktueller hätte dieser Workshop nicht sein können, betrachtet man die letzten Geschehnisse in Hagen, wo ein mutmaßlicher Angriff auf eine Synagoge vereitelt werden konnte. 

In diesem Zusammenhang gab Lehrer ein starkes Plädoyer für die Demokratie in der heutigen Zeit ab. Diese gäbe den Bürgerinnen und Bürgern Freiheiten und zeige zugleich Grenzen gegen menschenfeindliche Haltungen auf. 
Hinsichtlich der Prävention von antisemitischen gedanklichen Strömungen warb Abraham Lehrer dafür, mit Personen jüdischen Glaubens und unterschiedlichen Menschen im Allgemeinen in den Dialog zu treten, um ein besseres Verständnis füreinander und ein gemeinsames Miteinander zu entwickeln: „Durch ein gesellschaftliches Klima der Akzeptanz und Zivilcourage lassen sich menschenfeindliche Haltungen am ehesten verhindern“, so Lehrer. 

Um diesen Dialog zu ermöglichen, nutze der Zentralrat der Juden jede sich bietende Gelegenheit um mit Schulen und Vereinen ins Gespräch zu kommen.

Tews dankte in seiner abschließenden Betrachtung Abraham Lehrer für seine tiefen Einblicke in sein Leben und unterstrich nochmals die Forderung von Lehrer, dass es wichtig sei, die Demokratie zu schützen und den Anfängen zu wehren.

Im Anschluss an den Workshop besuchte Abraham Lehrer gemeinsam mit Dr. Kristina Sievers-Fleer die ehemalige Synagoge sowie das Coesfelder Stadtmuseum „Das Tor“, das derzeit einen Kooperationsvertrag mit dem Oswald ausarbeitet.

Zur Person:
Seit 1987 ist Abraham Lehrer Mitglied des Gemeinderats der Synagogen-Gemeinde Köln, seit 1995 ist er Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln. Seit 2000 ist er Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Der Leiter eines Software-Unternehmens ist seit 2014 Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
www.zentralratderjuden.de/der-zentralrat/organe/praesidium/ 

Weiterführende Links:

2021jlid.de
www.land.nrw/de/2021-04-13-1700-jahre-juedisches-leben-deutschland