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Europa-Wochen am Oswald

Der Wonnemonat Mai ist auch „Europamonat.“ Daher standen gleich mehrere Termine auf dem Programm, die sich mit Europa beschäftigt haben. In diesem Jahr hat sich das Oswald darum beworben, Botschafterschule des Europäischen Parlaments zu werden. Aus diesem Grund wurden einige Aktionen der Europa-Wochen von den JuniorbotschafternInnen des Europäischen Parlaments am Oswald durchgeführt.
Durch die Landtagswahl am 15. Mai 2022 war es nicht möglich, Abgeordnete am Europatag, dem 9. Mai, einzuladen. Deshalb fanden mehrere Aktionen über den ganzen Mai verteilt statt, die Europa in den Mittelpunkt stellten.

Am 3. Mai begann die GYG-20 mit einem Planspiel zur Digitalisierung in Europa. Organisiert und finanziert wurde das Planspiel durch den Kreis Coesfeld. Nach einem Grußwort des Landrats, Herrn Dr. Schulze Pellengahr, und des Bundestagsabgeordneten, Herrn Henrichmann, wurde die Klasse ins Thema eingeführt. Die Teilnehmenden simulierten die Arbeit des Rats der Europäischen Union und diskutierten die Fragestellung, wie wirkungsvoll gegen Fake News und Hate Speech vorgegangen werden kann. Dabei schlüpften sie in die Rolle verschiedener Länder, die ihrerseits viele unterschiedliche Standpunkte zum Thema hatten. Ein Kompromiss konnte nicht erzielt werden, jedoch gelang es den Teilnehmenden, eine Richtlinie anzunehmen, die den Missbrauch sozialer Medien begrenzen soll.

Am 6. und 9. Mai wurden die JuniorbotschafterInnen des Europäischen Parlaments aktiv. Die GYW-20 und die GYW-21 bekamen die Möglichkeit, mit der in Brüssel arbeitenden Journalistin Sara Ghaizadeh in einer Videokonferenz ins Gespräch zu kommen. Diese wurde von den JuniorbotschafterInnen des Europäischen Parlaments vorbereitet und durchgeführt.
Zunächst stand die Arbeit einer Journalistin im Mittelpunkt: Wie sieht der Alltag einer Journalistin aus? Wie kommt sie an ihre Informationen und insbesondere, welche Berühmtheiten hat sie bereits interviewt. Gegen Ende des Gesprächs gab es dann auch europapolitische Fragen, und die Klassen fragten nach Frau Ghaizadehs Einschätzung, wie sich die EU in den nächsten Jahren entwickeln wird. Nach den beiden sehr kurzweiligen Videokonferenzen waren beide Klassen begeistert und freuten sich über ein offenes und sehr informatives Gespräch.

Als Vorbereitung auf die Landtagswahl beteiligte sich das Oswald auch in diesem Jahr an der Juniorwahl. Vom 6. bis 11. Mai könnten Schülerinnen und Schüler ihre Stimme abgeben und ihre Meinung kundtun. Bei der Juniorwahl ist es nicht notwendig, das Wahlrecht zu besitzen. Es dürfen also auch Schülerinnen und Schüler abstimmen, die entweder minderjährig sind oder nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Die Juniorwahl wurde von der GYG-21 und der GYW-21 organisiert und durchgeführt. Auch hier waren die JuniorbotschafterInnen des Europäischen Parlaments besonders aktiv.

Am 23. Mai besuchte die Bundestagsabgeordnete Frau Dr. Spallek das Oswald. Sie stellte sich den Fragen und Sorgen der Schülerinnen und Schüler der ZBG1-21, der ZBG2-21 und der GYG-21. Zunächst standen Fragen zur Person und den Gründen, wieso Frau Dr. Spallek Politikerin geworden ist, im Mittelpunkt. Dabei stellte Frau Dr. Spallek klar: „Wir können stolz sein auf dieses demokratische System.“ Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass alle, wie in diesem Land, mitbestimmen dürfen und dass jeder seinen Einfluss auf die Politik nehmen kann.
Als besonders besorgniserregend war für die Lernenden die Frage nach den deutlich steigenden Lebensmittelpreisen. Diese Sorge teilte Frau Dr. Spallek, mahnte aber auch an, dass wir als Gesellschaft der Produktion von Lebensmitteln mehr Wertschätzung entgegenbringen müssen, denn ein Drittel aller produzierten Lebensmittel werden entweder zuhause oder im Einzelhandel weggeschmissen. Ein weiteres drängendes Problem ist für Sie der Rückgang der Artenvielfalt, der ihrer Meinung nach viele Gründe hat und für den insbesondere die Industrie, aber auch die Landwirtschaft mitverantwortlich sind. In diesem Zusammenhang bedauerte sie, dass „das Bewusstsein, wie wertvoll dieser Planet ist, verloren geht,“ was auch ein Grund für sie war, in sich in der Politik zu engagieren.
Weitere Themen waren die Gleichberechtigung, soziale Gerechtigkeit und die Ernährung. Dabei betonte Frau Dr. Spallek, dass es für die Politik schwer ist, zwischen verschiedenen Punkten auszutarieren. Beispielsweise ist die Bezuschussung des ÖPNV bei gleichzeitiger Förderung der Benzinpreise in der jetzigen Situation notwendig, doch das Abwägen der Maßnahmen ist eine große Herausforderung. Nur so ist es möglich, dass Maßnahmen von der breiten Masse getragen werden und nicht dazu führen, dass ganze Industriezweige abwandern.
Für Frau Dr. Spallek liegt es auf der Hand, dass die Grünen in ihrer Arbeit insbesondere auf junge Leute zugehen: „Die Jugend trägt die Themen am Esstisch in die Familien hinein.“ Die Jugend ist noch offen für Veränderungen und sieht die Notwendigkeit etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen.

Bereits einen Tag später, am 24. Mai, besuchte der Bundestagsabgeordnete Herr Henrichmann das Oswald und traf die BM-19, die VW1-21 und die VW2-21. Er war schon häufiger als Gast bei uns und auf die Frage, ob er Termine in Schulen gerne wahrnehme, antwortete er: „Herr Tews ist mein Zeuge, ich bin froh, dass es wieder geht.“ Damit spielte er auf die Corona-Pandemie an, die lange Zeit Besuche von Politikern am Oswald verhindert hatte. Er ist immer froh, mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und nannte als Beispiel Impfgegnerinnen und Impfgegner, die gegen die Politik wetterten, jedoch nie mit einem Politiker selbst, weder aus dem Stadtrat, dem Landtag noch dem Bundestag gesprochen haben. In einem Gespräch könnten viele Bedenken geklärt und viele Positionen der Politik erklärt werden.
Herr Henrichmann stellte sich vielen Fragen der Schülerinnen und Schülern des Oswalds. Dabei ging er in mehreren Beispielen auf die Widersprüche ein, die sich Politikern manchmal ausgesetzt sehen. Er nannte das Beispiel eines Dorfes in einem anderen nordrheinwestfälischen Wahlkreis, in dem der Mobilfunk sehr schlecht ausgebaut war. Ein Mobilfunkbetreiber war sofort bereit, im höchsten Punkt des Dorfes, dem Kirchturm, eine Mobilfunkantenne zu installieren, doch dagegen formierte sich sofort Widerstand im Dorf. Solchen Herausforderungen müssen sich Abgeordnete ständig stellen und eine pragmatische Lösung, die manchmal durchaus denkbar ist, wird von Bedenkenträgern boykottiert. Häufig sind Ängste vor der Veränderung ein Grund dafür. „Angst zu haben ist kein guter Berater, es gibt für alles eine Lösung,“ ist hier der Standpunkt von Herrn Henrichmann. Seitens der Lernenden wurden ihm erst Fragen zu seinen Motiven gestellt, Politiker zu werden. Dann standen Fragen zu Themen wie der Preisentwicklung, dem Ukraine-Krieg, dem Datenschutz, der Wehrpflicht und auch der Entwicklung Europas im Mittelpunkt. Diese wurden den Anwesenden dann aus erster Hand und mit den Einsichten eines Abgeordneten vor Ort beantwortet.